Wir wissen auch dass diese Karten sich ständig verändern/anpassen.
Wesentlich schockierender ist es dass wir sogar Teile unserer Umgebung als zu unserem Körper gehörend empfinden können!
Man nehme dazu eine Versuchsperson, einen Tisch und eine Gummihand (Faschingsbedarf) ;-).
Die Person setzt sich an einen Tisch und legt die Hände auf die Oberschenkel. Der Tester berührt nun gleichzeitig die Gummihand die auf dem Tisch liegt und die echte Hand unter dem Tisch.
Da nun im Gehirn des Probanden die visuelle Information von der Gummihand mit der taktilen Information der echten Hand zusammentrifft "glaubt" der autonome Teil des Gehirns dass die Gummihand die echte Hand ist - schliesslich "sieht" es ja dass die Berührung und die visuelle Kontrolle zusammenpassen.
Macht man das einige Minuten wird es sogar als schmerzhaft empfunden wenn der Tester plötzlich mit der Faust auf die Gummihand schlägt.
Und nur dass niemand glaubt dass das nur bei bestimmten Personen funktioniert: diese und ähnliche "Tricks" funktionieren bei jedem Menschen der ein Gehirn hat. Unsere Gehirne sind einfach so geschaltet dass sich solche Lücken ausnutzen lassen. Wir können einfach nichts anders - auch wenn wir wissen dass alles nur eine Illusion ist.
Soviel zu allen Diskussionen die die Wörter "Schmerz" und "Psyche" enthalten.
Es geht aber auch noch viel schlimmer - eine Gummihand sieht wenigstens noch aus wie ein Körperteil der zu uns gehören könnte - aber das gleiche Prinzip funktioniert auch mit der reinen Tischoberfläche. Auch die Verwendung eines Blindenstocks führt zu dauerhaften Veränderungen des Körperbildes wie man erst vor kurzem gezeigt hat: Abstract.
Werkzeuge sind deswegen so wichtig für uns Menschen weil sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Verlängerung für unseren Körper darstellen. Und nur deswegen sind wir auch so geschickt im Umgang mit ihnen.
Unser "peripersonal space" ist wie ein unsichtbares "Kraftfeld" um unseren Körper herum den unser Gehirn als zu uns gehörend behandelt. Sonst könnten wir ja auch durch keine Tür mehr gehen wenn wir einen grossen Rucksack auf dem Rücken haben oder wir würden ständig mit unseren Kleidungsstücken irgendwo hängenbleiben.
Bei normalen Menschen ist dieser peripersonal space ungefähr so breit wie wenn man den Arm ausgestreckt hält - die gleiche Distanz also die man anderen Menschen gegenüber einnimmt wenn man mit ihnen redet.
Benutzt man Werkzeuge regelmässig, dann werden sie nach und nach ins Körperschema mit aufgenommen und man empfindet Berührungen am Werkzeug so als ob der Körper direkt berührt worden wäre.
Man vermutet dass inzwischen dass Krankheiten wie Anorexie und andere "Body Image Disorders" auf einem verzerrten/veränderten Körperschema beruhen. Diese Menschen empfinden ihren Körper anders (weil sie die Information von der Karte auf der Gehirnrinde abrufen) als er in Wirklichkeit ist. Nur eine Veränderung des Körperschemas kann hier in der Therapie effektiv sein.
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