Die Spiegeltherapie ist eine in den 90er Jahren entwickelte Methode zur Behandlung verschiedenster chronischer Schmerzyndrome.
Professor Ramachandran und sein Team haben sich zunächst auf Phantomschmerzen konzentriert und die Effektivität dafür nachgewiesen.
In den vergangenen Jahren wurden jedoch auch bei anderen Krankheitsbildern sehr gute Verbesserungen erzielt.
Therapie bedeutet in den meisten Fällen, dass der Patient jemanden aufsucht (einen Arzt, einen Therapeuten, etc.), der dann die geeignete Massnahme durchführt.
Unwillkürlich entsteht dabei oft der Eindruck, dass der Patient nichts selber gegen sein Problem unternehmen kann.
Spiegeltherapie geht hier genau den entgegengesetzten Weg:
der Patient muss selbst aktiv werden - sonst kann kein Effekt eintreten.
Auch die Regelmässigkeit des Trainings führt dazu, dass die Verantwortung für die Therapie beim Patienten liegt.
In der Praxis zeigt sich auch, dass die Spiegeltherapie sehr schnell zu einer Verbesserung (v.a. der Schmerzwahrnehmung) führt.
So ist der Patient motiviert die Therapie auch durchzuführen - weil sich nach jeder Eigenbehandlung Fortschritte zeigen.
Somit ergibt sich eine wesentlich bessere Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient.
Bei welchen Krankheitsbildern lässt sich die Therapie anwenden?
Erfahrungsberichte gibt es aus den Bereichen Phantomschmerzen, CRPS (auch Morbus Sudeck genannt), Arthritis, Frozen Shoulder, Trigeminus Neuralgien, Querschnittslähmungen, Schlaganfälle, Dystonien und vielem mehr.
Bevor man sich zu viele Hoffnungen macht hier der wichtigste Punkt zur Spiegeltherapie:
es ist primär eine Behandlung, die den Schmerz beeinflusst!
Am Beispiel von Amputationen ist dies gut zu sehen:
Phantomschmerz wird in den meisten Fällen empfunden, weil sich das Phantomgliedmass in einer verkrampften Stellung befindet, d.h. die Finger der amputierten Hand werden als permanent angespannt empfunden. Sie lassen sich nicht mehr in eine entspannte Position bringen.
Mit Hilfe der Spiegeltherapie kann man diese Verkrampfung lösen - und hat danach nur noch die Empfindung einer Phantomhand - die sich aber nicht störend oder schmerzhaft äussert.
Bei einigen Krankheitsbildern ist neben dem Schmerz auch die Beweglichkeit erheblich eingeschränkt - z.b. bei der Frozen Shoulder. Auch hier lässt sich teils innerhalb von wenigen Tagen der Schmerz massiv reduzieren - aber die Beweglichkeit bleibt trotzdem reduziert.
Hier ist die Spiegeltherapie also nur ein kleiner Baustein in der gesamten Therapie; wenn auch aus meiner Sicht einer der wichtigsten. Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ich versuche eine schmerzhafte Schulter wieder "in Gang zu bringen" - oder ob ich das auch ohne Schmerzen erreichen kann.
Klassische "Hausaufgaben", die während der Therapie vermittelt werden, zeigen oft keinen unmittelbaren Effekt auf das Schmerzempfinden des Patienten.
Deswegen ist oft die "Compliance" (die aktive Mitarbeit an der Therapie) mangelhaft - und das zu Recht.
Wieso soll ich eine Massnahme durchführen die "mir nichts bringt".
Die Spiegeltherapie ist hier eine sehr gute Methode eben genau diese aktive Mitarbeit zu fördern - denn der Effekt ist in der Regel innerhalb der ersten 2-3 Minuten erreicht.
Selbst wenn der schmerzreduzierende Effekt länger auf sich warten lässt, ist doch das Gefühl der optischen Täuschung/Illusion so neuartig dass die meisten Patienten es gerne auch zuhause wiederholen.
Man könnte die Spiegeltherapie auch als die "ohne Worte" Therapie beschreiben - sie spricht für sich selbst. ;-)
In den folgenden Teilen beschreibe ich die tatsächliche Durchführung, die (vermutete) Wirkungsweise - und das was mir sonst noch dazu einfällt. ;-)
Als Zusammenfassung:
"Spiegeltherapie ist......"
- einfach anzuwenden
- primär eine Behandlung die der Schmerzreduktion dient
- Therapie die der Patient selbständig durchführen muss
- Training (und muss auch gesteigert werden)
- kostengünstig
- motivierend
- effektiv
- ausbaufähig (d.h. es steckt mehr dahinter als wir uns vorstellen können)
Kurz:
ich liebe die Spiegeltherapie ;-)
Thursday, July 8, 2010
Spiegeltherapie für alle - Teil I
Labels:
CRPS,
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Sudeck
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